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Ischgl und seine Schmuggler

Eine Tradition mit Geschichte(n)

Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, warum es in Ischgl eine „Schmugglerrunde“ gibt? Oder warum die Zollhaussauna der Silvretta Therme einer traditionellen Zollhütte nachempfunden ist? 

Die Antwort liegt in einer jahrhundertealten Tradition, die das Paznaun nachhaltig geprägt hat: dem Schmuggeln. Wie brachten die Schmuggler ihre Waren über die Grenze, und was haben sie mit dem Bau des ersten Skilifts in Ischgl zu tun? In unserem Blogbeitrag finden Sie es heraus …

Eine beschwerliche Reise

Als den Ischglern im Jahr 1768 die von Kaiser Maximilian gewährten Zollfreiheiten genommen wurden, begann die Ära der Schmuggler. In Zeiten der Not nahmen die Paznauner den beschwerlichen Weg über Grate und Gipfel in Kauf, um Waren ins Engadin und nach Samnaun zu schmuggeln.

Ob Butter, Käse oder Felle – verschiedenste Produkte aus der Heimat fanden so ihren Weg aus dem Paznaun über die Grenze. In Samnaun wurden sie gegen Kaffee, Reis, Mehl, Tabak oder Gewürze getauscht. Auch der Süßstoff Saccharin war ein beliebtes Schmugglergut – schon allein deswegen, weil er leichter war als Zucker. Und solche Überlegungen fielen beim Schmuggeln im wahrsten Sinne des Wortes „ins Gewicht“ – denn ein Rucksack voller Schmugglerware wog bis zu 50 Kilogramm.

Schmuggler und Zöllner

ziemlich beste Feinde

Wo Schmuggler, da auch Zöllner – im Falle des Paznaun waren es zu dieser Zeit etwa acht an der Zahl. Bei den Zöllnern handelte es sich allesamt um „Auswärtige“, von den Schmugglern auch scherzhaft „Grasrutscher“ genannt. Dieser Spitzname kam nicht von ungefähr. Denn im Gegensatz zu den Schmugglern, die noch dazu bereits mit Holzski ausgerüstet waren, erwiesen sich die Zöllner als denkbar weniger „geländegängig“.

Deshalb – und wohl auch, weil die schlauen Schmuggler ganz genau über die Wachablöse der Zöllner Bescheid wussten – wurden die Paznauner nicht allzu oft auf ihren Touren erwischt. Und selbst wenn: Wurde ein Schmuggler auf frischer Tat ertappt, musste er lediglich seine Schmugglerware abgeben.

Das Verhältnis zwischen Zöllnern und Schmugglern war deshalb auch fast freundschaftlich. Nicht selten sah man im Gasthaus beide gemeinsam an einem Tisch sitzen. Der eine oder andere Zöllner erkundigte sich gar nach geschmuggelten Nylonstrümpfen für seine Frau.

Von der Schmugglerei zum Tourismus

Auf der Hut vor dem Zöllner war man natürlich trotzdem. Deshalb wurde vorwiegend bei schlechtem Wetter und ungünstigen Sichtverhältnissen geschmuggelt. Eine durchschnittliche Schmugglertour von Ischgl nach Samnaun und wieder retour dauerte rund zehn Stunden.

Noch beschwerlicher hatten es die Schmuggler aus Galtür. Aus Angst vor den Zöllnern führte ihr Weg über das Zeblasjoch und den Piz Val Gronda weiter nach Larein, ins Jamtal und zurück nach Galtür. Gesamtdauer einer solchen Tour: fast 24 Stunden.

Vielleicht auch deshalb nahm der Schmuggel im Laufe der Jahre immer weiter ab. Der zunehmende Fremdenverkehr ab den späten 1950er-Jahren sorgte dafür, dass viele Einheimische einen Arbeitsplatz fanden und keine Waren mehr aus Samnaun schmuggelten.

Die Ischgler Schmuggler hatten aber noch viel mehr mit dem Tourismus zu tun, als man vielleicht glauben möchte. Denn Ischgls erster Skilift, der 1952 in Brand errichtet wurde, wurde mithilfe von Gewinnen aus dem Schmugglergeschäft finanziert!

Die Zollhaussauna ruft …

Wenn Sie nächstes Mal in unserer Zollhaussauna schwitzen, werden Sie vielleicht an die beschwerlichen Reisen der Ischgler Schmuggler denken – und sich freuen, dass Ihr Weg zum nächsten Kaffee in der Silvretta Therme wesentlich kürzer ist! Werfen Sie doch gleich einen Blick auf unsere vielfältige Thermengastronomie! 

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